Die fortschreitende Digitalisierung und die Verfügbarkeit von Daten birgt auch Potentiale für die Gebäudeversicherung. Auf dem diesjährigen Fokustag Gebäude-und Immobiliendaten der Versicherungsforen Leipzig sollten diese Potentiale im Umgang mit Gebäudedaten unter den Experten der Versicherungsbranche diskutiert werden. Ich war persönlich als Referentin zur Einschätzung des Gebäuderisikos und der risikogerechten Tarifierung auf der Agenda vorgesehen. Aufgrund der Einschränkungen und des Reiseverbots angesichts Corona musste der Vortrag leider kurzfristig entfallen. So nutze ich nun die Möglichkeiten unserer digitalen Arbeitswelt, um die Inhalte zu teilen.
Herausforderungen in der Wohngebäudeversicherung
Immobilien sind den Naturgewalten ausgeliefert – Feuer, Wasser, Blitz, Hagel und auch Sturm sind versicherte Gefahren in der Wohngebäudeversicherung. Knapp die Hälfte aller Schäden werden durch Leitungswasser verursacht. Laut dem GDV leisteten die Versicherer im Jahr 2018 in über einer Million Leitungswasserschäden. Die Höhe dieser Leistungen summiert sich auf rund 5,97 Milliarden Euro pro Jahr wobei sich ein Schaden durchschnittlich auf 2.700€ beläuft. Wenn ich mir die Zahlen im Zeitverlauf anschaue, erkenne ich in den letzten Jahren einen stetigen Anstieg dieser Schadenzahlungen. Leitungswasserschäden stellen also eine ernstzunehmende Herausforderung für Versicherer dar.
Diese Zahlen machen deutlich, dass eine aussagekräftige Prognose dieser Schäden unabdingbar ist. Nur wenn das Risiko, die Schadeneintrittswahrscheinlichkeit, korrekt prognostiziert wird, können daraus die richtigen Schlüsse für den Vertragsschluss im Neukundengeschäft und für Anpassungen bei Bestandkunden gezogen werden.
Wie Wohngebäudeversicherungen richtig tarifieren
Der Gebäude-Risiko-Index (GRI) kann hierbei optimal unterstützen: Im Rahmen einer Analyse von über 300 objektbezogenen Merkmalen wurden die Merkmale identifiziert, welche die Wahrscheinlichkeit des Eintritts eines Leitungswasserschadens bestmöglich vorhersagen können.
Mithilfe dieses Sets aus mikro-geographischen und baustrukturellen Informationen zum Straßenabschnitt und zum Wohnumfeld wird ein Index berechnet, der das Risiko von zukünftigen Leistungsverläufen der Gebäude prognostiziert. Der Index ermöglicht trennscharfe Entscheidungen für den Vertragsabschluss und die Tarifierung.
Funktionsweise des Gebäude-Risiko-Index im Detail
Aus 300 analysierten Merkmalen wurde ein Index gebildet, der es erlaubt eine GRI-Kategorie zu rund 21 Mio. bundesweiten Objekten zur Verfügung zu stellen. Die gebäudeindividuelle Risikoklasse zur Prognose der Leistungsverläufe werden berechnet und die Informationen werden auf einem Speichermedium zur Verfügung gestellt. Analog zu anderen, externen Risikodaten, beispielsweise ZÜRS, kann der GRI innerhalb bestehender Tarifmodelle mit wenig IT-Aufwand genutzt werden.
Verfügbarkeit des Gebäude-Risiko-Index (GRI) über Wert 14
Eine weitere Möglichkeit, den GRI zu nutzen ist über das Produkt Wert 14 von der SkenData GmbH. Die im April 2014 gegründete Gesellschaft verbindet Daten und künstliche Intelligenz mit standardisierten Verfahren, um die Wertermittlung von Gebäuden zu beschleunigen.
Das in der Versicherungsbranche anerkannte Produkt Wert 14 analysiert verschiedene Datenquellen zur Ermittlung eines Gebäudewerts. Durch die Partnerschaft von SkenData GmbH und Arvato Financial Solutions wird der GRI künftig über Wert 14 zur Verfügung stehen. Besonders attraktiv ist diese Vorgehensweise beim Einsatz im Neukundengeschäft. Unser GRI wird dann neben anderen externen Datenquellen im Gebäudereport von Wert 14 zu sehen sein.
Haben Sie Fragen zur risikogerechten Tarifierung? Ich lade Sie herzlich zu unserem Branchentreffen der Versicherer am 01.-02. Oktober ein, um das Thema aufzugreifen. Zudem erwarten Sie spannende Insights aus der Praxis: Norbert Pischke spricht über die Funktionsweise und Anwendungsmöglichkeiten des Gebäude-Risiko-Index bei Helvetia. Melden Sie sich jetzt an.
Möchten Sie mehr zum GRI erfahren? Alle Details lesen Sie in unserem Product Sheet.
Ursprünglich verfasst von Dr. Stephanie Friedrich, Senior Expert Product Manager Insurance Experian DACH