Von Claudius Herbstreith, Vice President Product Management Experian DACH
Die Pandemie bringt einige Neuerungen mit sich – und damit auch zahlreiche Chancen für Wirtschaft und Gesellschaft. So haben sich bei vielen Unternehmen sowohl die Struktur als auch das Zahlungsverhalten ihrer Kunden verändert. Gerade Ältere, die sich oftmals kaum ins Netz trauten, sind nun gezwungenermaßen zu Silver Surfern geworden, die online shoppen oder ihre Bankgeschäfte erledigen. Für viele Menschen ist das Internet zum Tor zur Welt geworden. Durch das Corona-Virus besteht damit in allen Branchen die Notwendigkeit, mit Kunden noch besser, schneller und direkter auf digitalen Kanälen zu kommunizieren. Unternehmen eröffnet das eine große Chance: Sie können eine neue Käuferschicht erschließen und diese auch online mit Angeboten erreichen. Allerdings wächst damit auch der Bedarf, die Zahlungskraft all dieser neuen Kunden umgehend beurteilen zu können, wenn eine neue Bestellung oder ein Antrag eingeht.
Zudem sind auch die Herausforderungen der Pandemie groß: Weil Geschäftsfelder und mit ihnen Einnahmequellen wegbrechen, geraten gerade viele Menschen unverschuldet in Zahlungsschwierigkeiten. Deshalb warnen Analysten, dass es beispielsweise bei Krediten zu erheblichen Zahlungsrückständen bzw. Ausfällen kommen könnte. Nach einer aktuellen Studie des Marktforschungsinstituts Forrester im Auftrag von Experian haben etwa 40 Prozent der Entscheidungsträger in Unternehmen derzeit Probleme, sich einen umfassenden Überblick über die finanzielle Situation ihrer Kunden zu verschaffen. Gleichermaßen ist es für sie schwierig, diejenigen auszumachen, bei denen ein Risiko besteht, dass die Zahlungen ausfallen.
Unter diesen schwierigen Bedingungen ist smartes Risikomanagement deshalb gefragter denn je: Wie gelingt es, Wachstum zu ermöglichen, aber gleichzeitig sein Unternehmen zu schützen? Innovative Technologien gepaart mit neuen Datenquellen sind entscheidend für den Unternehmenserfolg. Nur mit cleveren Risk-Management-Instrumenten können Unternehmen ihren Umsatz maximieren und das Risiko minimieren. Folgende hochmodernen Instrumente sind dabei wegweisend:
Holistische Risikobewertung
Bei der klassischen Risikobewertung wird lediglich die Bonität einer Person an einer Adresse geprüft – idealerweise in Form von Scores. Heute stehen Verfahren zur Verfügung, die viel umfassender und feiner sind: Es werden alle Elemente in die Risikoentscheidung mit einbezogen, die zum Zeitpunkt der Bestellung bzw. dem Stellen eines Antrags zur Verfügung stehen: Dazu zählen der Name des Konsumenten, dessen Anschrift, seine E-Mail-Adresse und Bankverbindung, der Warenkorb, die Zahlungshistorie sowie das Internetzugangsgerät, um nur die wichtigsten zu nennen. Entscheidend ist dabei, alle so gewonnenen Informationen miteinander in Beziehung zu setzen. Dieser holistische Ansatz steigert die Zuverlässigkeit der statistischen Modelle erheblich.
Machine Learning
Lange kamen bei der Risikobewertung vorwiegend traditionelle statistische Verfahren zum Einsatz, die allerdings nur eingeschränkt leistungsfähig waren. Durch den zunehmenden Einsatz von Machine-Learning-Verfahren gelingt es, die Genauigkeit der Vorhersage von Zahlungsausfall um 10-15 Prozent zu steigern. Die aufsichtsrechtlich geforderte Transparenz der Modelle bleibt dabei weiterhin gewährleistet.
Behavioral Biometrics als neues Identifikationsverfahren
Herkömmliche Authentifizierungsmethoden beruhen darauf, dass der Benutzer ein Passwort weiß oder es über einen Token bei sich trägt. Bei Behavioral Biometrics geschieht die Authentifizierung hingegen unsichtbar und nahtlos – und zwar durch die Identifizierung des Users über sein Online-Verhalten sowie die Interaktion mit dem Gerät. Diese Methode ist viel sicherer als die herkömmliche: Das Verhalten eines Nutzers ist individuell, es kann nicht gestohlen oder kopiert werden.
Cloudbasierte Decision Management Solutions
Integrierte, komponentenbasierte Plattformlösungen ermöglichen es über den gesamten Kundenlebenszyklus hinweg, schnell datengetriebene Urteile zu fällen. Risk-Management-Bausteine werden dabei zentral auf einer Plattform gebündelt – zum Beispiel Risikoermittlung, -bewertung und -steuerung, Strategiemanagement sowie Workflowhandling. So entsteht eine intuitive und skalierbare Lösung, die die ständige Verfügbarkeit von Daten garantiert – und höchsten Ansprüchen genügt.
Von schnell und einfach bis hochindividualisiert und ausoptimiert
Unterschiedliche Kunden haben unterschiedliche Anforderungen und benötigen differenzierte Risk-Management-Lösungen: Der Einstieg in die Welt des Risikomanagements beginnt üblicherweise mit dem Bezug von wenigen Einzelbausteinen wie Scores, die Kunden dann selbst in einer Steuerung verwenden. Mit steigenden Anforderungen an die Qualität des Risikomanagements kommen weitere Bausteine hinzu. Mit der Komplexität steigen auch die Anforderungen an eine einfache Handhabbarkeit sowie die Skalierbarkeit der Systeme – und an die Qualität der Ergebnisse. Manche Kunden möchten diesen Prozess outsourcen, manche im Haus behalten. Experian unterstützt Sie mit auf Ihre Anforderungen abgestimmten Lösungen von einfach bis komplex, von inhouse bis outgesourct, von on-premise-Lösungen bis hin zu cloudbasierten Systemen.