März 2022 | Insights |

Kontinuierliche Wachstumsraten von mindestens zehn Prozent pro Jahr – welcher Vertriebler wünscht sich das nicht? Wie realistisch das für das laufende Jahr ist, weiß unser Insurance-Account-Manager Frank Baumgart. Der Versicherungsexperte gibt Einblicke in den aktuellen Experian Kfz-Report sowie einen Ausblick auf die Entwicklungen in der Kfz-Versicherungsbranche.

Rückblick 2021 und Ausblick 2022: So entwickelt sich das Kfz-Versicherungsgeschäft

Ein Blick auf unsere aktuellen Branchenzahlen lässt keinen Zweifel: Das Kfz-Wechselgeschäft 2021 lief sehr schleppend. Aufgrund der Chip-Krise, weniger Neuzulassungen und einem insgesamt schwierigen Gebrauchtwagenmarkt wurden 2021 deutlich weniger Kfz-Versicherungsverträge abgeschlossen als noch im Vorjahr. Das führte auch im Jahr 2021 erneut zu einem deutlichen Rückgang. Die Minuswerte für die Wechselphase von Oktober bis Dezember fielen sogar noch höher aus als im unterjährigen Geschäft der Monate Januar bis September.

 

Bonitätsanfragen von KFZ-Versicherern im Vergleich | Experian

Grafik 1: Vergleich der Bonitätsanfragen auf Monatsbasis der Jahre 2019, 2020 und 2021

 

Bonitätsanfragen verraten vieles

Diese Werte und Entwicklungen haben wir so noch nie gesehen. Überraschend waren sie allerdings nur bedingt: Versicherungsunternehmen planten teilweise ein hohes zweistellige Minus zum Vorjahr ein. Durch den intensiven Austausch mit den Versicherern erkannten wir die Tendenz sehr früh.

Zudem hat Experian tiefe Insights in die Bewegungen der Branche. Wir arbeiten mit so gut wie allen (98 Prozent) deutschen Versicherungsunternehmen zusammen und sind unter anderem als Dienstleister im Antragsprüfungsprozess im Rahmen der Vergabe der elektronischen Versicherungsbestätigung (eVB) eingebunden. So können wir die Zahlen von den bei uns getätigten Bonitätsabfragen für das Kfz-Geschäft ableiten und fundierte Aussagen in Echtzeit treffen. Da die Prüfung seitens der Versicherungsunternehmen nur in Ausnahmefällen wegfällt, decken sich unsere Werte sehr gut mit den internen Statistiken der Versicherer.

 

Bonitätsanfrageentwicklung in der Wechselphase 2020 zu 2021 | Experian

Grafik 2: Bonitätsanfrageentwicklung in der Wechselphase 2020 zu 2021

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Unterschiedliche Erfolgsbilanzen der Vertriebswege

Bei Experian unterscheiden wir den Versicherungsmarkt in vier Vertriebswegesegmente:

  1. Ausschließlichkeitsorganisationen (AO) und Maklerversicherer
  2. Direktversicherungsunternehmen
  3. Neue Marktteilnehmer, etwa neu am Markt tätige InsurTechs
  4. Vergleichsportale und Aggregatoren

Die Versicherer legten 2021 ihren Fokus darauf, Bestandskunden länger zu halten, statt Neugeschäft auszubauen. Das schlug sich in den Vertriebswegen auf unterschiedliche Weise nieder: Wie in den Vorjahren auch verzeichnete das Segment der Direktversicherer das größte Minus, sowohl im unterjährigen Geschäft als auch in der Wechselphase. Das Segment Vergleichsportale und Aggregatoren verzeichnete ein kleines Minus. Einzelne Versicherungsunternehmen konnten ihre Vorjahreswerte im Kfz-Neugeschäft hingegen mehr als verdoppeln.

 

Anteil der Vertriebswegsegemente im Kfz-Wechselgeschäft | Experian

Grafik 3: Anteile der Vertriebswegesegmente KfZ-Wechselschäft

 

Wechselphase nach wie vor entscheidend

Der Kuchen ist also insgesamt kleiner geworden. Einmal mehr waren die Folgen der Corona-Pandemie Ursache und Begründung für diese Entwicklung. Konnten nun bestimmte Vertriebswegesegmente 2021 ein größeres Stück vom kleiner gewordenen Kuchen ergattern? Da trotz der unterjährigen Hauptfälligkeit in der Kfz-Sparte die Wechselmonate Oktober bis Dezember die Hauptrolle spielen, betrachten wir bezüglich der Veränderungen der Vertriebswegeanteile auch hier die Wechselphase. Deutliche Rückgänge der Anteile verzeichnen die Segmente Direktversicherer sowie AO und Makler, wenngleich der überwiegende Anteil beim Segment des personellen Vertriebsweges verbleibt.

Gesamtgeschäft für Pandemie-Zeiten zufriedenstellend

Unterm Strich waren die Versicherer trotz allem mit dem Gesamtgeschäft zufrieden. Denn wo weniger Kfz-Versicherungsnehmer abwandern, bleiben sie dem Versicherer treu. Hinzu kommt, dass vor dem Hintergrund gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Großereignisse eine gewisse Zurückhaltung im Kfz-Wechselgeschäft zu erwarten und damit kalkulierbar ist. So hatte die Autoversicherung in Pandemie-Zeiten schlicht keine so hohe Priorität. Die Menschen beschäftigten sich mit wichtigeren Dingen als mit einer möglichen Einsparung bei der Kfz-Versicherung, Rückerstattung aufgrund weniger gefahrener Kilometer oder gar Corona-Prämien.

2022 bleibt spannend

Im Februar 2022 war noch keine Trendumkehr im Kfz-Versicherungsgeschäft erkennbar. Die Branche ist zwar verhalten optimistisch, dass es gewisse Nachholeffekte geben wird. Doch die hängen stark vom weiteren Verlauf der Corona-Pandemie sowie aktuellen weltpolitischen Geschehnissen ab. Der gesamtwirtschaftliche Einfluss ist enorm und wirkt sich auch auf die Versicherungsbranche aus. 2022 bleibt also spannend. Mit Blick auf die Zahlen der Neuzulassungen erwarten wir, dass das Jahr insbesondere für das Neugeschäft herausfordernd wird.

Immerhin: Hinsichtlich der Qualität des KfZ-Geschäftes können wir aktuell Entwarnung geben. In Hinblick auf die Entwicklung der Bonitäten in unseren Datenbanken gab es trotz Covid-19 kaum negative Auswirkungen auf Zahlungsausfälle von Endkunden.

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